Felder, Wälder und ein See
Wenn im März die Läuferinnen und Läufer ihre Saison am Kerzerslauf beginnen, finden sie eine Strecke vor, die alles zu bieten hat. Als Medienverantwortliche und Sportlerin – aber Nicht-Läuferin – kannte ich bisher nur Teile der wunderschönen Strecke.
Der Kerzerslauf ist eine Strecke, die von vielen Läuferinnen und Läufern heiss geliebt, zeitweise wohl aber auch gehasst wird. Ich wollte das mal am eigenen Leib erfahren. Der Selbstversuch war geboren. Ich mache mich an einem spätsommerlichen Samstagmorgen mit einer guten Freundin auf den Weg mitten ins Dorf von Kerzers.
Ein letzter Schluck aus den Wasserflaschen und los geht’s. Sicher ein eindrücklicher Moment, wenn man am Lauftag in seinem Startblock steht und auf das Startzeichen wartet, denke ich, als wir locker der Strasse Richtung Dorfausgang folgen. Den ersten Kilometer absolviert, rennen wir an Gemüsefeldern entlang. Es läuft sich gut auf dem Asphalt. In gleichmässigem Rhythmus kommt der Wald immer näher.
Natur pur
Wir sind in einem gemütlichen Tempo unterwegs, Ziel ist es, die 15 Kilometer möglichst ohne Pause durchzurennen. Am Waldrand erkenne ich eine Stelle wieder, an der wir am Lauftag jeweils mit den Medienbussen halten, um den starken Eliteläufern ein paar Metern zuzuschauen. Sie rennen mit einer Geschwindigkeit von rund 20 Stundenkilometern an uns vorbei – und weg sind sie, hinter der nächsten Kurve verschwunden. Ich denke: Wer etwas langsamer unterwegs ist, sieht auch mehr von der tollen Landschaft.
Der Boden im Wald ist sehr angenehm zum Laufen. Trotzdem machen sich bei mir langsam die Muskeln bemerkbar: Es zwickt oberhalb des linken Fussgelenks innen, die Gesässmuskeln spannen und die Arme sollte ich wohl auch mal lockern. Alles in allem bin ich aber zufrieden und geniesse den schönen Wald, in dem es mal leicht rauf und dann wieder runter geht. Bald schon rennen wir aus dem Wald heraus, am Lauftag an der ersten Verpflegungsstation vorbei und Richtung Niederriedstausee – auf diesen Teil der Strecke freue ich mich ganz besonders. Auf unserer linken liegt der Stausee. Der weiche Weg entlang des Sees ist etwas schmaler.
Vom See zum «Ramsey-Hill»
Die Stimmung ist fast magisch. Doch irgendwie lässt uns eine Vorahnung nicht los. Am Ende des Stausees sehen wir dann auch wieso. Vor uns verändert sich der angenehme Waldweg zu einem steilen asphaltierten Hang: Wir sind am «Ramsey-Hill» bei Golaten angekommen. Allein beim Anblick bleibt mir fast der Atem weg und meine Freundin und ich einigen uns, dass wir hier gehen. Am letzten Kerzerslauf standen hier die «Treichler», die einem den langsamen und steten Rhythmus geben, um diese Steigung über etwa 300 Meter zu bewältigen. Kaum wird es wieder flacher, rennen wir weiter. Müdigkeit macht sich im Körper breit und er schreit nach etwas Süssem. Die Strecke führt weiter durch Golaten und etwas ausserhalb ist am Lauftag eine weitere Verpflegungsstation – perfekt, denke ich. Jetzt sind es noch rund zwei Kilometer bis zum Dorfkern von Kerzers und ins Ziel. Es geht immer ein wenig abwärts, das hilft dem Kopf, schmerzt aber die Beine. Trotzdem, an Aufgeben so kurz vor dem Ziel ist nicht zu denken. Im Zentrum angekommen gibt es nur noch eines: Geniessen, Hinsetzen und etwas Trinken…etwas Süsses.
© Swiss Runners Magazin 2017 / Nicole Basieux